Warum widmet sich die Stiftung auch noch der Musikvermittlung? Das hat sehr viele Gründe: eine verstärkte Präsenz in Schulen steigert die allgemeine Wertschätzung für Musikkultur. Dies wirkt sich positiv auf die Finanzierung von musikalischen Institutionen und Projekten aus, was auch Spitzen-Musikern zugutekommt. Spitzen-Musiker sind wiederum auf eine kontinuierliche Versorgung mit talentierten Nachwuchsmusikern angewiesen. Durch eine verstärkte musikalische Bildung an Schulen wird der Talentepool erweitert, was langfristig die Rekrutierung und Entwicklung von talentierten Musikern für Ensembles unterstützt. Die Förderung von musikalischer Bildung in der Gesellschaft trägt außerdem dazu bei, ein breiteres und aufgeschlosseneres Publikum für klassische Musik zu schaffen.
Um in die gesellschaftliche Breite zu wirken, erscheint es entscheidend, verstärkt auf Live-Erlebnisse im Konzert zu setzen, insbesondere durch die Nutzung von Konzertpädagogik. Die musikpädagogische Arbeit, vor allem an Grundschulen und bereits im Kindergarten, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Frühzeitige positive Kontakte mit Musikkultur in der Biografie haben nachweislich einen entscheidenden Einfluss auf die späteren musikalischen Einstellungen der Schülerinnen und Schüler. Diese Erkenntnis unterstreicht die bedeutende Rolle der musikalischen Bildung in der Entwicklung junger Menschen und ihrer Zukunft. Daher sollte der Fokus vermehrt auf die Integration von Konzerten und musikpädagogischen Programmen an Schulen gelegt werden, um nachhaltig positive musikalische Erfahrungen zu ermöglichen und das Bewusstsein für die kulturelle Bedeutung von Musik in der Gesellschaft zu stärken. Das will die Stiftung unterstützen.
Als erstes wurde ein Projekt in Kooperation mit der Berner-Stiftung gestartet. Idee war die musikalisch begabten Kinder und Jugendlichen für Kinder aus den Förderschulen spiele zu lassen. Christoph Gotthardt, der Leiter der Musikvermittlung/Konzertpädagogik der Stadt Frankfurt am Main (Städtische Schülerkonzerte) und für das hessische Kultusministerium Betreuer des landesweiten Programms „Musikalische Grundschule“ hatte dafür gleich ein offenes Ohr. Herausgekommen sind Anfang 2024 vier Konzerte, eines in der Johann Peter Schäferschule (Förderschule für Sehbehinderte) in Friedberg, zwei im Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt und ein Bürgerkonzert für Kinder und ihre Eltern im Kaisersaal des Römer in Frankfurt.
Die Konzerte hatten nicht nur das Ziel, ein hochkarätiges musikalisches Erlebnis zu bieten, sondern waren auch bewusst darauf ausgerichtet, Schülerinnen und Schülern, insbesondere denen aus Förderschulen, eine einzigartige Gelegenheit zu bieten. Diese Schüler haben oft wenig Zugang zu klassischen Konzerten oder sind nur selten in Kontakt mit klassischer Musik.
Das herausragende Merkmal dieser Konzerte war die Teilnahme des international gefeierten Hornisten Felix Klieser, der das Motto der Veranstaltung auf besondere Weise verkörperte. Felix Klieser wurde ohne Arme geboren und spielt das Horn mit seinen Füßen. Diese beeindruckende Fähigkeit zeugte nicht nur von seinem außergewöhnlichen musikalischen Talent, sondern auch von seiner Entschlossenheit, Barrieren zu überwinden und eine inspirierende Botschaft der Inklusion zu vermitteln.
Für Förderschülerinnen und -*schüler war die Teilnahme an diesen Konzerten eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur die Schönheit der klassischen Musik zu erleben, sondern auch zu sehen, dass musikalische Talente und Leidenschaft keine Grenzen kennen. Felix Kliesers Präsenz und sein virtuoses Spiel zeigten den Schülern, dass die Liebe zur Musik und die Fähigkeit, sie zu genießen und zu gestalten, unabhängig von Einschränkungen sind.
Schülerinnen und Schüler der Johann-Peter-Schäfer-Schule in Friedberg erlebten am Montag, den 5. Februar eine besondere Form von Musikunterricht, als Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Frankfurt unter der Leitung von Christoph Gotthard ein einstündiges Konzert in der voll besetzten Aula gaben. Die Veranstaltung ermöglichte einen kindgerechten Einblick in die klassische Musik.
Schulleiterin Verena Trewes begrüßte nicht nur die beteiligten Schulen, sondern auch besondere Gäste wie Stiftungsvorstand Dr. Olaf Henß und Kantor Ulrich Seeger von der ev. Kirchengemeinde.
Christoph Gotthardt führte durch das Konzert und stellte die verschiedenen Streichinstrumente vor. Die Schüler durften mitsingen und wurden in die Welt der klassischen Musik eingeführt. Der Höhepunkt des Konzerts war der Auftritt des Hornisten Felix Klieser, der ohne Arme geboren wurde. Klieser brillierte mit zwei Sätzen aus Mozarts »Hornkonzert Nummer 3« und gab ein inspirierendes Statement ab: »Man muss lernen, sich nicht nur mit seinen Schwächen auseinanderzusetzen. Das braucht Zeit, aber man kann Schritt für Schritt vorankommen.«
Das Konzert endete mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations. Schulleiterin Verena Trewes äußerte ihren Stolz, dass die Schulgemeinde dieses besondere Musikereignis ermöglichen konnte. Felix Klieser sang sogar beim Abschlusslied mit. Ein besonderer Dank ging an die Organisatorinnen Astrid Scheifele und Beate Hesse sowie an alle, die zur Realisierung dieser außergewöhnlichen Musikstunde beigetragen haben. Christoph Gotthardt und das Orchester bedankten sich mit den Worten: »Seid willkommen im Konzert.«
Am nächsten Tag, dem 6.Februar 2024 ging es mit zwei Schüler*innen-Konzerten im Dr. Hochs Konservatorium weiter. Der renommierte Hornist Felix Klieser, begleitet vom Philharmonischen Orchester Frankfurt und weiteren talentierten Musikern, wie der Trompteneklasse von Regina Heng, dem jungen Juval Langheim Halaf, sowie Sarah Louvion und Giovanni Gandolfo, präsentierten ein vielfältiges Programm, das Werke von Dvořák, Baldassari, Cimarosa und Mozart umfasste.
Die Schüler*innen-Konzerte sind Teil eines konzertpädagogischen Angebots, das in Zusammenarbeit mit dem Philharmonischen Orchester Frankfurt, bestehend aus Mitgliedern des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters, realisiert wurde. Diese Kooperation wird durch das Dezernat für Bildung und Frauen sowie das Landesschulamt und die Lehrkräfteakademie – Staatliches Schulamt für die Stadt Frankfurt unter der Schirmherrschaft von Bildungsdezernentin Sylvia Weber und der Musikschule Frankfurt am Main e. V. unterstützt.
Die Schüler*innen erhielten so die Gelegenheit, nicht nur die beeindruckende Virtuosität von Felix Klieser am Horn zu erleben, sondern auch die verschiedenen Facetten der klassischen Musik durch die ausgewählten Werke kennenzulernen. Dieses kulturelle Angebot trug dazu bei, das Interesse und die Begeisterung der Schüler für die Welt der Musik zu wecken.
Das besondere Highlight des Tages war das abendliche Bürgerkonzert im Kaisersaal des Frankfurter Römers, das von Frau Stadträtin Elke Voitl eröffnet wurde. Mit herzlichen Worten begrüßte sie die zahlreichen Gäste und unterstrich dabei die Bedeutung des sozialen Zusammenhalts für eine funktionierende Gesellschaft.
Frau Stadträtin Voitl betonte in ihrer Ansprache die Relevanz von kulturellen Veranstaltungen wie dem Bürgerkonzert im Kaisersaal. Sie hob besonders den Verein „ProMusica“ von Christoph Gotthardt hervor: „Musik für alle!“ der darauf abzielt, Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen und somit den kulturellen Austausch und die Gemeinschaft zu fördern.
Dieses Konzert richtete sich an die Eltern der Schüler und bot ihnen die Möglichkeit, die gleichen musikalischen Darbietungen zu genießen, die ihre Kinder zuvor gehört hatten. Die Veranstaltung förderte nicht nur die kulturelle Bildung der Schüler*innen, sondern schaffte auch eine Verbindung zwischen den Generationen durch die gemeinsame Wertschätzung der Musik.
Die Schülerkonzerte der Stadt Frankfurt 2024 mit Felix Klieser und dem Philharmonischen Orchester Frankfurt waren somit nicht nur ein musikalisches Erlebnis für die Schüler, sondern auch ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und kulturellen Institutionen zur Förderung der musikalischen Bildung in der Stadt.
https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/friedberg/eine-besondere-musikstunde-92820384.html